Eine Holding ist kein eigenständiger Rechtstyp, sondern ein organisatorisches Dach, unter dem mehrere juristisch getrennte Unternehmen geführt werden. Ganz oben steht die Ober- oder Dachgesellschaft, die Beteiligungen an den Tochter- oder Portfoliounternehmen hält, gruppenweite Funktionen wie Finanzierung, Strategieentwicklung, Controlling und Kapitalzuweisung konzentriert und damit operative Risiken vom gesicherten Vermögen abkoppelt. Durch diese Aufteilung lassen sich heterogene Geschäfte koordinieren, Gewinne nahezu steuerneutral an die Spitze leiten sowie Käufe und Verkäufe einzelner Einheiten schlank abwickeln. 

Gestaltungsformen 

  • Operative Dachgesellschaft:
    betreibt ein eigenes Kerngeschäft und verwaltet daneben Beteiligungen.
     
  • Segment- oder Strukturholding:
    ordnet einen Großkonzern nach Regionen, Produktlinien oder Kundengruppen.
     
  • Finanzholding:
    zielt hauptsächlich auf Wertsteigerung der gehaltenen Anteile, greift kaum ins Tagesgeschäft ein.
     
  • Managementholding:
    bündelt Experten-Services in Recht, IT, Personal oder Strategie, die die Töchter flexibel nutzen.
     

 

Unabhängig vom Modell gilt: Jede Gesellschaft ist in der Regel als Kapitalgesellschaft mit beschränkter Haftung organisiert. Gerät eine Tochter in wirtschaftliche Schieflage, bleibt das Haftungsrisiko auf deren Vermögen begrenzt und berührt die Dachgesellschaft nicht unmittelbar. 

Vorteile
Die Konstruktion eröffnet mehrere Pluspunkte. Erstens erlaubt § 8b Körperschaftsteuer­gesetz, dass 95 % der Dividenden einer Kapital-Tochter bei der Mutter steuerfrei bleiben; nur fünf Prozent gelten als nicht abzugsfähige Betriebsausgabe. Zweitens verteilt die Aufspaltung Risiken: Scheitert ein Geschäftsbereich, sind die übrigen nicht automatisch gefährdet. Drittens lässt sich das Portfolio unkompliziert erweitern oder bereinigen, ohne den gesamten Konzern umzustellen. Viertens können kostspielige Vermögenswerte – etwa Maschinen, Immobilien oder Patente – in einer Service-Gesellschaft gebündelt und konzernintern vermietet werden; im Insolvenzfall einer operativen Einheit fallen diese Assets nicht in deren Masse. 

Nachteile
Dem Nutzen steht erhöhter Verwaltungsaufwand gegenüber. Jede Beteiligung benötigt ein eigenes Rechnungswesen, einen separaten Jahresabschluss und unter Umständen eine Abschlussprüfung. Hinzu kommen Notar-, Register- und IHK-Gebühren sowie Honorare für steuer- und gesellschaftsrechtliche Beratung. Wird die Dachgesellschaft als GmbH gegründet, sind 25 000 € Stammkapital erforderlich, von denen bei Gründung mindestens 12 500 € bar einzuzahlen sind. Laufende Verwaltungs- und Beratungskosten zwischen 2 000 und 5 000 € pro Jahr und Gesellschaft sind realistisch. 

Wann lohnt sich die Struktur?
Ein Holdingverbund empfiehlt sich, wenn eindeutig trennbare Geschäftsbereiche eigenständig Ergebnisse liefern sollen, risikoreiche Aktivitäten das Gesamtvermögen nicht gefährden dürfen, mehrere Firmen koordiniert agieren sollen, ohne ihre Rechtspersönlichkeit aufzugeben, oder eine größere Akquisition strukturiert finanziert und integriert werden muss. 

Weg zum Verbund 

  • Dachgesellschaft gründen oder bestehendes Unternehmen zur Mutter bestimmen (häufig in der Rechtsform GmbH). 
  • Tochterfirmen neu errichten oder Anteile vorhandener Unternehmen unter das Holdingdach übertragen; Mehr- bis Vollbesitz sichert Kontrolle und Steuerprivilegien. 
  • Beherrschungs- und, falls gewünscht, Gewinnabführungsverträge notariell beurkunden, um Rechte, Pflichten und Ausschüttungsmodalitäten festzulegen. 
  • Organigramm zeichnen und Service-Level-Agreements für Querschnittsfunktionen wie Buchhaltung, Personalwesen und IT definieren. 

 

Eine vollständige Neugründung aller Einheiten verläuft meist effizienter und steuerlich sauberer als die spätere Einbringung bestehender Firmen, bei der Anteilstausch, Bewertung und Übertragungssteuern anfallen können. 

Praxisbeispiele
Die Metro AG steuert ihre weltweiten Großhandelsmärkte über eine Managementholding, die Ländercluster und Funktionsbereiche dirigiert. Die MediaMarktSaturn Retail Group nutzt eine Beteiligungsstruktur, um den Elektronikmärkten operative Freiheit zu sichern und gleichzeitig zentrale Dienste bereitzustellen. Beide Konzerne illustrieren, wie Holdingmodelle Skaleneffekte heben, Risiken isolieren und schnelle Entscheidungen in dezentralen Märkten ermöglichen. 

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